Vision pro-marienburg
Jugendarbeit auf der Marienburg lässt sich berechnen in der Anzahl von Projekten der Jugendpastoral, Verbandstreffen und Teilnehmerzahlen. Diese kalkulierbare Arbeit wird erweitert durch die Präsenz einer engagierten Gemeinde, dem Ort im Geist einer offenen Weggemeinschaft verbunden, mit Vielfalt als Programm, mit Raum für Begegnung. Auch außerhalb eines offiziellen Programms fühlen sich Menschen hier willkommen und angesprochen, ganz unabhängig von ihrer konkreten Lebenssituation. Menschen kommen, verweilen, gehen weiter. Daraus entsteht Dynamik und Vielfalt, lebendige Kirche – gestaltete Zeiten wie Fastenzeit oder Advent, Rauminstallationen, Musik, Aktionen des Fördervereins, Abendlobe, Telefongottesdienste usw. orientiert an den konkreten Bedürfnissen, weder verordnet noch vorausgeplant. Glaube erfahrbar in der Gemeinschaft, mitten im Alltag. Eine Kultur der Ermöglichung, Partizipation, Mitbestimmung und Mitverantwortung, Begegnungen auf Augenhöhe sind für uns zentrale und verbindende Erfahrungen. Bei der bilanz- und zahlenorientierten Kalkulation der Jugendarbeit ist dieser lebendige Geist, der auf der Burg weht und der nicht geplant transferierbar ist, schlichtweg ungesehen.
Spätestens mit der Synode hat sich das Bistum Trier zum Ziel gesetzt, dass das synodale Prinzip „[…] künftig die Kirche im Bistum Trier auf allen Ebenen prägen [soll]“. Im Synodendokument heißt es weiter: „Entscheidungsprozesse und Verfahren müssen transparent ausgestaltet sein und gut kommuniziert werden.“ Die Art und Weise, wie die Entscheidung zum weiteren Umgang mit den Jugendhäusern im Bistum getroffen wurde, widerspricht diesen Leitsätzen massiv. Die Entscheidung wurde von Wenigen in Trier am „grünen Tisch“ getroffen, der Prozess war vollkommen intransparent, ohne Beteiligung der betroffenen Ehrenamtlichen und Hauptamtlichen, und auch ohne gute, wertschätzende Kommunikation. Eine unpersönlich formulierte Mitteilung, die einerseits neue Projekte in Himmerod in den Vordergrund stellt und gleichzeitig am Rande das Aus der Marienburg erwähnt, ohne, dass Gespräche vorher gesucht wurden, macht wütend und traurig zugleich. Ein solches Vorgehen zeigt das Machtgefälle der kirchlichen Hierarchie, in dem es immer Menschen gibt, die mehr wissen als andere. Der hinzukommende „Verschwiegenheitsdruck“ bringt die „eingeweihten“ haupt- und ehrenamtlichen MitarbeiterInnen immer wieder in tiefgreifende Loyalitätskonflikte, die durch größere Offenheit vermieden werden können. Das erschwert nicht nur die Klarheit der Kommunikation, sondern führt auch zu einem Vertrauensverlust in der konkreten Zusammenarbeit. „Synodales Prinzip“ bedeutet hingegen, dass alle Betroffenen frühzeitig über anstehende Probleme in Kenntnis gesetzt werden und in weitere Überlegungen einbezogen werden. Dieses Vorgehen bietet außerdem Raum für unterschiedliche Lösungsideen, sieht und schätzt das Potential der Menschen vor Ort.
Ausgehend von unseren Erfahrungen der Beteiligung und Offenheit, für die die Burg steht und mit Blick auf den bislang misslungenen Prozess fordern wir Folgendes:
- Wir erwarten ein ehrliches Eingeständnis, dass im Prozess Fehler gemacht wurden, und eine Entschuldigung dafür. Dies zeigt nicht nur Empathie, sondern zeugt gleichzeitig von einem Ansehen der Menschen, die sich mit ganzem Herzen engagieren und auf der Marienburg ihre Glaubensheimat gefunden haben.
- Wir fordern Offenheit und Transparenz im weiteren Vorgehen. Nur eine ehrliche Kommunikation kann Verständnis für unliebsame Entscheidungen wecken. Dazu gehört die Vorstellung eines mündigen Gegenübers und der Begegnung auf Augenhöhe.
- Wir fordern, dass die getroffenen Entscheidungen erneut überdacht werden. Unter breiter aktiver Beteiligung (Interessengemeinschaft ProMarienburg, Hauptamtliche vor Ort, Kommunalpolitik usw.) erwarten wir Kompromisse und neue Lösungen. Innovative Ideen werden nicht nur im kleinen Kreis gefunden.
- Wir erwarten einen demokratischen Mitbestimmungsprozess über die Zukunft der Marienburg. Wir möchten in den Arbeitsgruppen nicht bloß mit am Tisch sitzen oder den Scherbenhaufen zusammenkehren, während die Entscheidungen von anderen getroffen werden, sondern wollen gleichberechtigt mitentscheiden.
- Wir fordern, dass das Ensemble Marienburg, insbesondere der Kirchenraum nicht planlos verkauft wird. Die Marienburg als geistliches Zentrum mitten im Zeller Hamm gelegen war über Jahrhunderte hinweg ein Anziehungspunkt für die Menschen vor Ort. Seit der Wiedereröffnung 1952 haben ungezählte Jugendliche den Ort besucht und eine tiefe Prägung im Glauben erfahren, die über die Generationen hinweg wirkt. Wenn an der Entscheidung zum Verkauf festgehalten wird, muss es eine Möglichkeit geben, dem Investor klare Vorgaben zu machen, wie eine Raumnutzung aussehen sollte. Dabei bringen wird uns gerne ein.
- Wir fordern, dass lebendige Orte wertgeschätzt und vermehrt werden. Wenn man eine Vision für die Katholische Kirche in der Zukunft hat, dann darf man Orte und Gemeinschaften, wie die Marienburg nicht verwalten oder gar zentralisieren. Wir erwarten darüber hinaus, dass sich Kirche hinterfragt, ob ihre Struktur noch zeitgemäß ist und in einer Gesellschaft, in der Demokratie, Gleichberechtigung und Diversität essentielle Werte darstellen, noch auf Akzeptanz stößt.
- Wir erwarten, dass die Verantwortlichen aus ihren Fehlern lernen. Sicherlich sind auch künftig weitere Schließungen zu erwarten. Das bedeutet, dass die Schaffung von Strukturen erforderlich ist, die bei zukünftigen einschneidenden Entscheidungen in anderen kirchlichen Bereichen, eine Beteiligung der Gemeinde vor Ort kontinuierlich unabdingbar macht.
Nach dem alten römischen Rechtsgrundsatz „Was alle betrifft, muss auch von allen (zumindest) besprochen werden“ mischen wir uns ein. Auch, wenn wir weder gefragt noch gehört wurden; wir sind nicht damit einverstanden, dass über uns und unsere Gemeinde und Aktivitäten verfügt wird. Vielmehr äußern wir uns aktiv und eigeninitiativ, unserer Verantwortung als mündige ChristInnen entsprechend. Wir sind lebendige Kirche und leben unseren Glauben bewusst IN dieser Kirche. Wir stellen uns den Herausforderungen, die auf uns zukommen und lassen uns nicht passiv verabschieden. Deshalb haben wir die Interessengemeinschaft ProMarienburg gegründet. Und so laden wir die Verantwortlichen für diese Entscheidung, insbesondere Stefan Ackermann, zum Dialog auf Augenhöhe ein.